(Lama Ole Nydahl)
Dieser
Ansatz bildete für mich einen sehr guten Einstieg in den Buddhismus, da ich
mich persönlich in der Nähe von Wasser schon immer besonders wohl gefühlt habe.
Als Taucher dachte ich, dass selbstverständlich das Meer mehr ist als nur die
von außen sichtbaren Wellen. Tatsächlich verhält es sich bei Wellen ähnlich wie
bei den Eisbergen: die Wellen gehen bis tief unter die Oberfläche. Sie wälzen
das Wasser um und die an der Oberfläche sichtbaren Wellen bilden lediglich
einen kleinen Teil davon.
Dann fragte ich mich: Was hat das nun mit Buddhismus zu tun? Das Bild von Meer
und Wellen ist eine gute Analogie für den menschlichen Geist. Das was uns
wirklich ausmacht, unser Geist, ist vergleichbar mit dem Meer. Ideen, Gefühle
und Gedanken, die in unserem Bewusstsein auftauchen, tanzen darauf wie die
Wellen auf dem Meer, die ständig andere Dinge an die Oberfläche tragen.
Während unsere Gedanken (und auch unser Körper) sich ständig verändern, bleibt
das Meer jedoch das Gleiche. Es bietet lediglich den Raum in dem all das
entstehen kann. Natürlich gibt es lokale Tragödien (bsp. leckgeschlagene
Öltanker), doch nichts kann dem Meer als Ganzes etwas anhaben. Diese Erkenntnis
ist für mich einfach unheimlich beruhigend und befreiend.
Auch nur ein Mensch: Buddhismus ist die
einzigen Religion ohne Gott. Eigentlich bezeichnet Buddha nicht einmal eine
Person, sondern den voll entfalteten Geisteszustand. Die schlanke Buddhafigur,
die man kennt, stellt Buddha Shakyamuni dar, auf den unsere heutigen Praktiken
zurückgehen. (Der kleine, dicke, glatzköpfigen Buddhas stehen für Wohlstand,
Glück, hübschen Frauen usw und haben nichts mit Meditaion und Erleuchtung zu
tun.)
Zwanglos: Besonders toll am Buddhismus finde ich, dass man nichts
glauben sollte, nur weil es ein Mensch/Buddha gesagt hat, sondern nur das
annehmen sollte, was man selbst erfahren und verstehen konnte. Den Rest kann
ignorieren oder vorerst in einer Grauzone lassen. Selber denken, statt
Glaubensdogmen. (Diese Anweisung geht übrigens auf Buddha selbst zurück.)
In guten und schlechten Zeiten: Man lernt vor allem auch aus
schwierigen Situationen. Mitgefühl bzw. mit jemandem fühlen bedeuted nicht
Mitleid haben, denn dann hat man sein Gegenüber aufgegeben. Man hat kein
Vertrauen in die Person, dass sie ihre Probleme bewältigen kann. Wichtig: Zu
Mitgefühl gehört auch Mitfreude!
Nicht gefühllos: Ich finde es schade, dass viele glauben, als Buddhist
praktiziere man eine Art daueroptimistischer Gleichgültigkeit. Durch Meditation
gewinnt man etwas Zeit zwischen dem Hochkochen einer Emotion und unserer
Reaktion. In dieser Zeit kann man nun entscheiden ob man diesem ersten Impuls
folgen will oder nicht. Man gewinnt also an Alternativen hinzu. Dabei wird
Negatives / Schwieriges keinesfalls ausgegrenzt. Man übt eine sehr praktische
Sicht: die "Kunst des Möglichen". Man betrachtet das ganzes Spektrum,
steckt seine Energie aber nur in nützliche Dinge. Daher ist genau das Gegenteil
der Fall: Man wird immer freudvoller.
Ursache und Wirkung statt Fremdbestimmung und Vorsehung: Karma. Ich
denke das ist wohl das häufigste Missverständnis. Dabei ist Karma nichts
anderes als das einfache Prinzip von Ursache und Wirkung. Genau wie im
Physikunterricht: auf jede Aktion folgt eine passende Reaktion oder auch
"Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.".
"Wer einen Stein ins Wasser wirft, verändert das Meer."
(Paul Mommertz)
Buddha
lehrte 40 Jahre bevor er starb. Er gab verschiedene Belehrungen für
verschiedene Menschen mit unterschiedlicher Begabung. Dabei ist es nicht so,
dass die verschiedenen Schulen aufeinander aufbauen oder eine weniger wäre als
die andere. Jeder Herangehensweise wohnt die gleiche Erleuchtung inne. Es ist
individuell vom Schüler abhängig welcher Weg ihm leichter fällt. (Das oben
abgebildete Feuerrad ist übrigens das Symbol des Diamantweg Buddhismus.)
Alle Angaben ohne Gewähr. Die vorliegende
Darstellung beruht allein auf meinem Verständnis und stellt (da ich noch nicht
erleuchtet bin ) keinerlei Anspruch auf Korrektheit und Vollständigkeit.
Für weitere Infos und eine zeitgenössische
Einführung in den Buddhismus empfehle ich "Wie die Dinge sind" von
Lama Ole Nydahl (ISBN 342687234X, erschienen im April 2004).
http://www.diamondway-teachings.org
http://www.buddhismus.de